Erinnerungen an die bisherigen zehn Jahre

Manchmal kommt es mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, als wir glücklich und voller Stolz mit unseren Schulranzen auf dem Rücken und unseren prall gefüllten Schultüten in der Hand hintereinander auf der großen Treppe an der Gorch-Fock-Straße 30 saßen und in die Kameras gelächelt haben. Wie wir jeden Morgen dann diese Treppe zu dem einzigen Klassenzimmer hochgestiegen sind, zuerst an den Architektenbüros und dann an Herrn Häusers Büro, unserem damaligen Geschäftsführer, vorbei in die Garderobe. Wie wir unserem immer fröhlichen und gut gelaunten Klassen- und Gründungslehrer Konrad Schmidt die Hand schüttelten und bevor der Unterricht begann auf einem stets anderen Parcours balancierten, den wir gemeinsam aus den kleinen Holzbänken und den von den Eltern selbst genähten roten Kissen errichteten. Unser Klassenzimmer war sehr schön, groß und hell, mit einem Klavier, vier weißen Säulen, weißen Vorhängen und orange-roten Wänden, wo später unsere ersten selbstgemalten Wasserfarbenbilder aufgehängt wurden, mit den drei großen Fensterfronten und dem Blick auf den Silberwald, der unserer Schule den Namen geschenkt hat. Zu diesem Klassenzimmer und dem Büro von Herrn Häuser, wo wir oft hineinlinsten, um Hallo zu sagen und so hin und wieder Bonbons oder Traubenzucker geschenkt bekamen, gehörte noch ein großer Hortraum und ein weiteres Klassenzimmer für die nächste Klasse. Als nächstes gesellten sich dazu dann ein zweistöckiger Container und schließlich die Räumlichkeiten neben dem Atrium (Musikschule), die vor uns schon vom Heidehof-Gymnasium und der Freien Aktiven Schule benutzt wurden.

Wenn ich daran zurückdenke, wie wir in der sechsten Klasse noch durch das Klassenzimmer der fünften Klasse laufen mussten, um auf den Pausenhof zu gelangen, kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Wenn wir mal früher aus hatten, sind wir immer ganz leise im Gänsemarsch an der einen Seite des Zimmers entlang gelaufen, wobei wir jedoch immer schelmisch grinsten, denn wir hatten ja bereits Pause.

Die ersten Monatsfeiern, darunter Eurythmie-, Englisch- und Russischaufführungen, das Singen und Rezitieren von Gedichten und das Musizieren mit unserem damals nur aus unserer Klasse bestehendem Orchester mit unserem Klassenlehrer, die vielen zahlreichen Arbeitseinsätze, sei es Wände tapezieren, Fließen legen, Schränke und Regale zusammen bauen oder Vorhänge und Kissen nähen, durch die der Aufbau einer so jungen Schule erst möglich wurde, diese vielen großen und kleinen Momente, diese ganzen Erlebnisse waren sehr prägend.

Es ist einfach unglaublich, was alles von Eltern und Lehrern geleistet wurde und immer noch geleistet wird, um uns Schülern dies alles zu ermöglichen.

Nun befinden wir uns schon seit zwei Jahren in unserem neuen Schulgebäude an der Kemnater Str. 21. Durch den kraftvollen Einsatz von unzählbaren Händen sind wunderschöne große helle Räumlichkeiten entstanden. Wir sind jetzt zwar nicht mehr am Silberwald, die Begeisterung und das Engagement jedoch, welches dort begann, dies herrscht hier immer noch vor.

Es sind zehn Jahre vergangen und ich muss zugeben, ich bin stolz auf unsere Schule, denn es ist eine wundervolle Schule geworden. Sobald man durch die Türen in die Aula eintritt, ist es ein Stück weit so, als ob man heimkommen würde, denn hier hängt etwas ganz Besonderes in der Luft.

Für uns als Gründungsklasse hat jetzt die Oberstufenzeit begonnen, es macht Spaß, gemeinsam mit so offenen und motivierten Lehrern zusammen zu arbeiten. Es ist meiner Meinung nach sowieso einzigartig, mit welchem Enthusiasmus an dieser Schule unterrichtet wird, wir haben ein tolles Kollegium an dieser Schule und das spürt man.

Die Oberstufenzeit an einer Waldorfschule ist eine sehr intensive Zeit, das wird uns immer mehr bewusst, es ist noch einmal ein neuer Abschnitt in der Schullaufbahn. Das gemeinsame Arbeiten ist sehr intensiv, sowohl in den theoretischen Fächern wie Mathe, Deutsch oder Geschichte, als auch in den praktischen Fächern wie Kunst, Eurythmie, Musik oder Schreinern.

Außerdem ist es eine Zeit, welche die Klassengemeinschaft nachhaltig prägt, sowohl durch das Klassenspiel und die große Klassenfahrt in der 8. Klasse, wie in unserem Fall das Segeln, dies ist der Abschied der Klassenlehrer- und gleichzeitig der Übertritt in die Oberstufenzeit, als auch durch das Feldmesspraktikum in der 10. Klasse, die klassenübergreifenden Auslandsfahrten nach England und Russland und das Klassenspiel in der 12. Klasse.

Ich freue mich auf die weiteren drei Jahre, die wir als Gründungsklasse noch gemeinsam vor uns haben, denn ich kann mich glücklich schätzen, an dieser Schule unterrichtet zu werden.

Juliane Ulmer, 11. Klasse

(Schülerin seit der 1. Klasse)

Es ist einfach unglaublich, was alles von Eltern und Lehrern geleistet wurde.

Juliane Ulmer, 11. Klasse

(Schülerin seit der 1. Klasse)